Auf Berliner Friedhöfen kann man immer wieder Gräber ohne den Namen der Verstorbenen entdecken. Auf ihnen findet sich manchmal nur ein Wort: „Mutter“. Oder: „Mutti“. Oder: „Papa“. Oder: „Papa und ich“.
Diese Grabsteine lese ich als Message-Boards, in die der Beziehungsstatus für immer eingraviert ist. Steingewordene Touch-Points, die eine Brücke von der Gegenwart zur Ewigkeit schlagen, in dem sie das untrennbare Band zwischen Angehörigen und Verstorbenen thematisieren. Der Botschaft können sich die Betrachter:innen kaum entziehen: jede:r ist ein Kind, jeder hatte eine Mutter, einen Vater.
Durch die Universalität der Beschriftung entsteht eine Dreiecks-Beziehung zwischen den unbekannten Verstorbenen, den unbekannten Angehörigen, die den Grabstein beschrifteten und den Friedhofs-Besucher:innen, die das Grab betrachten und in der Inschrift auf dem Stein ihr eigene Geschichte gespiegelt sehen.
Die Komplexität dieser Beziehungen versuche ich durch Collage und Montage einzufangen. Die Fotoarbeiten verdeutlichen, was die Grabsteine auch sagen: wir akzeptieren nicht, dass der Tod das Ende unserer Beziehung ist.
„Papa und ich“ ist Teil einer gemeinsamen Ausstellung mit Thilo Seibt mit dem Titel „Schweigen als Dialog“ und wurde im Rahmen des Monat der Fotografie Off 2023 ausgewählt:
Fotoatelier am Schönen Berg
Mansteinstr. 16
10783 Berlin
Eröffnung am Freitag, dem 17. März 2023 ab 19:00
Öffnungszeiten: 18.03. – 02.04.2023, jeweils Samstag und Sonntag von 14:00 bis 18:00 Uhr